Machn23 x Tüüg Art Area
- Rieke Sander
- 1. Juli 2023
- 4 Min. Lesezeit
Das Machn Festival ist ein Festival für Tech, Business & Art
2022 durften wir, damals noch im Westhafen einige unserer UpArt Bilder auf dem Veranstaltungsgelände ausstellen und ein bisschen networken.
Dieses Jahr haben wir die Organisatoren des Festivals um etwas anderes gebeten.
Unser Eindruck von unserem ersten Machn Festival war, dass Tech & Business definitiv im Fokus der Organisation standen und der Art Sektor durchaus noch Ausbaufähig ist. Vor allem in einer vor Kreativität nur so trotzenden Stadt wie Leipzig.
Unsere Bilder verkaufen sich stetig und wir sind unserem nächsten großen Ziel auf den Fersen. Endlich eigene Ausstellungen kuratieren. Nicht mit unserer eigenen Kunst, als Weg der Selbstdarstellung, sondern um alternative Konzepte zu erproben, die wir seit Jahren entwickeln.
Rom wurde nicht an einem Tag erbaut, Tüüg auch nicht und dieser nächste Schritt wird auch seine Höhen und Tiefen mitbringen. Umso dankbarer waren wir für die offenen Ohren von Marco und Karl, die sich unseren vagen und unfertigen Ideen angenommen haben und bereit waren uns eine Fläche zu bieten.
Auf dem diesjährigen Start-Up Festival hatten wir also 40 m2 am Eingang der Werkschauhalle zur freien Vergfügung und ein kleines Materialbudget , um etwas auszuprobieren.
Klar war von Beginn an – Es sollte eine interaktive Art Area sein. Ein offen in den Raum integrierter, aber dennoch visuell abgetrennter Bereich, in dem Besucher*innen sich auf kreative Art und Weise austoben dürfen.
Es sollte ein Ort der Begegnung, der Beschäftigung zwischen Events und der Ästhetik werden. Thematisch haben wir uns, um die Zielgruppe anzusprechen an den Inhalten des Festivals orientiert.
Der Ablauf vor dem Festival
Die Planung
Als feststand, wann wir wo wie viel Platz und Zeit haben, ging es an die Organisation. Wie bisher mit all unseren Projekten, lief alles nebenher ab und wir hatten leider nicht den Luxus uns Vollzeit und ohne Ablenkung gemeinsam einem Thema zu widmen. Daher haben wir die Art Area in verschiedene Stationen gegliedert und haben die ersten zwei Wochen einfach nur Ideen zusammengetragen. Wie könnte man sich spielerisch mit Start-Up-Thematiken auseinandersetzen? Welche Methoden fördern das Netzwerken und wie könnte man diese künstlerisch realisieren?
Als nächstes ging es in die Finanzplanung. Zuerst werden laaaange Listen erstellt, die kleinteilig vom Gerüst, über Accessoires, bis zu Schrauben und Klebeband alles aufzählen, was wir brauchen, um unsere Pläne umzusetzen. Anschließend geht es auf Kleinanzeigen und Flohmärkte, um möglichst viele Dinge so nachhaltig und günstig wie möglich anzuschaffen. Glücklicherweise konnten wir diese Phase über mehrere Wochen hinweg ausdehnen, sodass zuletzt fast 1/3 der Art Area aus bereits vorhandenen Ressourcen bestand. Nachdem wir dann die einzelnen Inhalte sorgfältig ausgearbeitet haben, ging es an Grafik und Layout. Parallel haben wir einen Aufruf für Künstler*innen in und um Leipzig gestartet, um unsere Art Area auch mit Kunst zu bestücken. Schließlich haben wir uns für drei grundverschiedene Künstler*innen entschieden, dessen Arbeiten wir in unser Konzept integrieren wollten.
Ausgestellte Künstler*innen
Die Idee
Das Festival 28./29.06.23
Nachdem wir den Aufbau bereits am Wochenende vor dem Festival hinter uns bringen konnten, mussten Mittwoch (28.06.) vormittag lediglich einige Details finalisiert werden. Ein paar Druckprodukte, wie Sticker und Erklärkarten zum Mitmachen wurden an den Stationen verteilt und alles ein bisschen gerade gerückt und dann war alles bereit. Die Werkschauhalle, beziehungsweise der ganze „hintere Bereich“ der Baumwollspinnerei wurde erst am Donnerstag (29.6.) eröffnet und auch nur dann, ein kurzes Vergnügen also. Die Kurzweiligkeit der Art Area spiegelt sich in allen Bereichen unserer Vorbereitung und Planung wieder. Dinge müssen schnell zu begreifen sein, müssen visuell zur Auseinandersetzung anregen und vor allem auch im Verhältnis stehen. Damit meine ich sowohl vom Aufwand des Auf- und Abbaus, als auch finanziell. Zudem sollten die investierten Arbeitsstunden in Relation zu unserem Auf- und Abtauchen stehen. Generell Ist die Balance all dieser Faktoren ein stetiger Lernprozess für uns. Besonders, sich auch manchmal zu bremsen, auch wenn die Begeisterung so hoch ist wie nie, fällt uns noch schwer. Ich glaube wir können einfach immer noch nicht fassen, dass wir uns echt genau den Job kreieren, den wir uns wünschen.
Endlich Donnerstag 29.06.
Den vorigen nachmittag und frühen Abend haben wir uns auf die einleitenden Programmpunkte des Festivals eingelassen und uns anschließend mit Kribbeln im Bauch auf heute gefreut. Um Punkt 10 sind wir da und beobachten, wie sich das Gelände langsam, aber stetig füllt. Die Art Area sollte erstmals ohne uns als Leitende und Helfende Instanzen funktionieren und ganz allein laufen, ein Selbstgänger sozusagen. Es fällt uns anfangs eher schwer, nicht ständig um die Werkschauhalle zu schleichen und die Reaktionen auf unsere DIY Ausstellung zu beobachten und zu deuten. Zum Glück hatten wir wie immer ein paar unserer Supporter und Freunde dabei und somit ein paar sichere Testkandidat*innen, dessen Feedback nicht wertvoller sein könnte. Bereits gegen frühen nachmittag wird uns klar, dass wir die Weitläufigkeit des Spinnereigeländes unterschätzt hatten. Zudem resultierte die grundlegende Idee der Art Area, wie anfangs kurz erwähnt, in einer Knappheit an Kunstpräsenz auf dem Festival des vorigen Jahres. Durch den Wechsel der Location zur Baumwollspinnerei, waren plötzlich zahlreiche Galerien Teil des Programms.
Diese Faktoren haben maßgeblich dazu beigetragen, dass der Bedarf nach Kunst von dem vorigen Jahr zu diesem Jahr schlagartig gesättigt war. Gerade in Kombination mit ein paar anderen Observationen, die wir machen konnten.
Hier unsere zwei wichtigsten Learnings
1. Ablenkung In einem Durchgang zwischen einer Bühne und einer weiteren Ausstellungshalle, gegenüber von QR Code Kunst von Bond mit mehreren verstärkten Konversationen und Podcasts im Umkreis von 30 Metern ist nicht unser Platz. Unsere Idee ließ sich zwar theoretisch super gut in die verschiedenen Messestände des Aussteller integrieren, funktionierte aber praktisch nicht so gut, vor allem ohne uns als Marktschreierinnen ist die Area trotz der ‚lauten‘ Ästhetik untergegangen. Wir brauchen also entweder eine abgegrenzte, isolierte Räumlichkeit, oder ein nicht konkurrierendes Umfeld. Sobald wir die Aufmerksamkeit einzelner Rezipient*innen gewinnen konnten, wurde die Art Area zu unserer Zufriedenheit nicht vor durchlaufen fast aller Stationen verlassen.
Auch konnten wir beobachten, dass unsere übliche Zielgruppe von Kunst- und Kulturinteressierten (16-28 Jahre) sich direkt angesprochen gefühlt hat und uns dies auch entweder persönlich oder in Form von Abonnements unserer Kanäle mitgeteilt hat.
2. Zielgruppe Wir haben all unsere Beobachtungen aus vorigen Erfahrungen in die Planung dieses Events fließen lassen und dabei ein paar Dinge außer Acht gelassen. Zwar haben wir uns inhaltlich an das Business-Publikum angepasst, jedoch unsere Methodik und einzelne Strategien dabei belassen, was bisher gut funktioniert hat, beziehungsweise uns persönlich anspricht. Komischerweise haben sich Matthias (43) und Stefan (51) davon eher nicht beeindrucken lassen.
Um das Event zu evaluieren
Alles was gut lief und wir genauso wieder machen würden, sowie alles was ernüchternd war und uns unsere Schwachstellen deutlich gemacht hat fließt in einen Tüüg Leitfaden. Ein Dokument, dass alle Bereiche des Kuratierens skizziert und jeweils drei bis fünf Fragen stellt, die die uns helfen, uns nicht zu verrennen oder den Fokus falsch zu setzen/ zu verlieren. Sobald das Dokument einige Runden durchlaufen hat und sich als nützlich erweist, teilen wir es gern mit euch.
xoxo, Hanne & Rieke
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